Allergien

Weitere Kontakallergien

Eine weitere Variante des Kontaktekzems kann entstehen, wenn regelmäßig einwirkende Reizstoffe die Haut immer wieder oder fortwährend leicht schädigen und der Reparaturmechanismus der Haut überlastet wird. Auch so kann sich langsam ein Hautekzem entwickeln. Alle drei Varianten des Kontaktekzems sind sich in ihrem äußeren Erscheinungsbild sehr ähnlich und durch herkömmliche Diagnosemethoden wie Hautproben kaum zu unterscheiden. Das Vorkommen der Kontaktallergie in der Bevölkerung liegt bezogen auf die Lebenszeitprävalenz derzeit bei ca. 16 Prozent. Das ergibt die Auswertung der Daten des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK). Der IVDK erfasst Daten zur allergischen Kontaktdermatitis aus 47 klinischen Allergieabteilungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Lebenszeitprävalenz ist die Krankheitshäufigkeit bezogen auf das gesamte Leben. Für Mitteleuropa gehen Schätzungen von einer Häufigkeit der Kontaktallergie zwischen 15 und 20 Prozent aus. Bei der Kontaktallergie handelt es sich also um eine weit verbreitete Erkrankung, und das gilt für alle Altersgruppen. Frauen sind signifikant häufiger betroffen als Männer. Die häufigsten Allergene nach den IVDK-Daten sowie Daten zu Epikutantests sind Nickel, Kobalt, Perubalsam, Duftstoff-Mix, Chromverbindungen und p-Phenylendiamin (PPD). Derzeit diskutiert man in Wissenschaft, Politik und Behörden noch darüber, ob eine Wirkschwelle definiert werden kann, unterhalb derer keine unerwünschten Wirkungen zu erwarten sind. Das Beispiel Nickel zeigt, dass Schwellenwerte durchaus Sinn machen könnten. Zwar steht die Nickelallergie in der Rangliste der Kontaktallergene noch immer unangefochten auf Platz 1, doch der Trend für neue Nickelallergien zeigt mittlerweile nach unten. Bei jüngeren Frauen ist eine deutliche Verringerung der Sensibilisierungsraten festzustellen, seit die EU eine Reduzierung der Nickelkonzentration in Modeschmuck gesetzlich geregelt hat. Auch das belegen die Daten des IVDK. Als problematisch sind die neuen, leider Nickel-haltigen Euro-Münzen anzusprechen. Um voraussagen zu können, ob eine Substanz ein hohes oder ein niedriges Potenzial hat, Allergien hervorzurufen, stehen der Forschung verschiedene Testmethoden zur Verfügung. Seit Ende der 1960er Jahre kommt der so genannte Maximierungstest (nach Magnusson und Kligmann) zum Einsatz, später kam der Bühler-Test hinzu. Der neueste Test ist der Lokale Lymphknotentest (LLNA), der 2002 von der OECD als Entscheidungstest anerkannt wurde. Mit Hilfe dieser Tests lässt sich das sensibilisierende Potential von einzelnen Stoffen feststellen. Ob eine Person eine Kontaktallergie entwickelt, hängt von einer Vielzahl innerer und äußerer Faktoren ab, die individuell sehr unterschiedlich sein können. Zu den äußerlichen Faktoren zählt die Frage, wie häufig die Haut einer Person welchen Konzentrationen eines potenziellen Allergens ausgesetzt ist. Ein weiterer Faktor ist das Potenzial, das eine bestimmte Substanz besitzt, eine Sensibilisierung der Haut hervorzurufen: auch Sensibilisierungspotenz genannt. Doch auch individuelle innere Faktoren eines Menschen spielen eine Rolle dabei, ob eine Allergie entsteht oder nicht. Dazu gehören nach allem was man bis heute weiß: Geschlecht, Alter, ethnische Zugehörigkeit, Vorliegen einer Atopie, andere Hauterkrankungen, Einnahme von Medikamenten, Rauchen und erbliche Faktoren. Doch erschöpfend sind die exakten Ursachen für die individuell sehr unterschiedliche Sensibilisierungsbereitschaft bis heute nicht geklärt. Beobachtungen an Familien, Zwillingen und auch an Tieren lassen Forscher davon ausgehen, dass die Gene einen Einfluss auf das Risiko des Einzelnen für eine Allergie haben. Die Wissenschaft nennt das „genetische Disposition für die Sensibilisierung“. Und das steckt konkret dahinter: Allergien kommen in Familien gehäuft vor. Hat ein Elternteil oder ein Geschwister schon eine Allergie, ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch das weitere Kind eine Allergie entwickelt, im Vergleich zu Kindern von Nichtallergikern deutlich erhöht. Andere Untersuchungen haben gezeigt, dass es Personen mit einer erhöhten Empfindlichkeit für mehrfache Sensibilisierungen gibt. Wer gegen Kobalt allergisch ist, reagiert im Epikutantest (Pflastertest) beim Hautarzt oft stärker auf Nickel. Eine Metallallergie (Nickel, Kobalt, Chrom) tritt häufiger bei Menschen auf, die schon gegenüber anderen, nicht verwandten Allergenen sensibilisiert sind. Sensibilisierungen auf schwache Duftstoffallergene treten häufiger mit weiteren Duftstoffallergien zusammen auf. Solche auf potente Allergene (wie Isoeugenol) haben dagegen meist keine Begleitallergien.

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