Wissenswertes zu Körperpflege und Kosmetik

Wissenswertes zu Körperpflege und Kosmetik

Haar | Dauerwelle | Dauerwellenpräparate

Dauerwellenpräparate

Kaltwellpräparate

Im Handel werden alkalische, mildalkalische, neutrale sowie Dauerwellpräparate mit veränderlichem pH-Wert angeboten. Sie stehen in flüssiger oder cremiger Form, als Schaum- oder 2-Phasen-Präparate zur Verfügung. Alle diese Dauerwell-Systeme zählen zu den sogenannten Kaltwellpräparaten. Durch Zusatz von Wärme kann die Einwirkzeit verringert werden.

Die traditionelle Form der Kaltwellen sind alkalische Dauerwellpräparate auf Basis von Thioglykolat und Ammoniak als Alkalisierungsmittel. Bei einem pH-Wert von 9,0 bis 9,5 verfügen sie über eine sehr gute Wellwirkung, auch bei sehr festem und schwer wellbarem Haar. Sie eignen sich außerdem für eine besonders starke Krause. Der hohe Ammoniakgehalt kann jedoch zu Geruchsbelästigungen und gereizter Haut führen. Diese stark basischen Wellmittel werden daher heute nur noch wenig verwendet.

Mildalkalische Dauerwellpräparate haben einen niedrigeren pH-Wert von ca. 7,5 bis 9,0; reines Wasser hat den neutralen pH-Wert von 7,0. Sie unterscheiden sich durch den Gehalt an Ammoniumcarbonat bzw. Ammoniumbicarbonat von den alkalischen Wellmitteln. Die Geruchsbildung wird so gemildert, der pH-Wert auf niedrigerem, schwach basischem Niveau stabilisiert und das Auftreten von Hautreizungen und Haarschädigungen reduziert. Die Mehrzahl der WeIlmittel liegt heute im pH-Bereich von 8-8,5.

Neutrale Dauerwellpräparate werden vor allem bei teilweise geschädigtem Haar eingesetzt. Ihr pH-Wert beträgt etwa 7,0 bis 7,5. Wegen der deutlich abgeschwächten Haarquellung und der geringen Reaktivität müssen den Präparaten jedoch so genannte „Wellbooster“ (Verstärker) zugeführt werden. Ein höherer Gehalt an Reduktionsmitteln, eine etwas längere Einwirkungszeit oder der Gebrauch von Wärme können ebenfalls erforderlich sein. Neutrale Dauerwellpräparate haben einige Vorteile: Ihr pH-Wert ist für Haut und Haar verträglicher und bei Feuchtigkeit schlägt die Krause weniger durch. Zudem bleibt das Haar relativ gut kämmbar und die Gefahr der Überkrausung ist geringer. Da sich der Verformungsvorgang im pH-neutralen Bereich vollzieht, erfolgt die Umformung des Haares strukturschonender. Dies ist besonders wichtig bei Haaren, deren Spitzen schon stark porös sind und bei denen schon mehrere chemische Behandlungen wie Haarfärbung oder Blondierung durchgeführt wurden. Der Grad der Umformung ist bei neutralen Wellmitteln in der Regel etwas geringer als bei mild-basisch eingestellten Wellflüssigkeiten. Aus Gründen der Stabilität sind die Neutralwellen in 2-Komponenten-Verpackungen auf dem Markt.

Bei Dauerwellpräparaten mit veränderlichem pH-Wert ist das Wellmittel zunächst im leicht sauren bis neutralen Bereich eingestellt. Durch die nachträgliche Zugabe basischer Substanzen oder mit Hilfe von Enzymen (Urease) sorgt man anschließend dafür, dass der pH-Wert langsam bis auf 8,5 ansteigt. Die Urease zersetzt den enthaltenen Harnstoff, so dass innerhalb von Minuten nach und nach alkalisch wirkendes Ammoniak freigesetzt wird. Der pH-Wert des DauerweIlmittels steigt langsam an und der Welleffekt verstärkt sich mit der Zeit. Der gewünschte pH-Wert kann über die Menge des zugegebenen Enzyms je nach Haarbeschaffenheit individuell gesteuert werden. Wärme beschleunigt die Entwicklung von Ammoniak und verstärkt damit die Wirkung. Wellmittel mit veränderlichem pH-Wert versprechen eine bessere Schonung der Haarstruktur. Alle thermogesteuerten Wellmittel machen sich eine beschleunigende Wirkung von Wärme auf den Wellvorgang zunutze. Die Wärme kann entweder von außen durch eine Trockenhaube oder Wickel, die sich erwärmen lassen, zugeführt werden. Oder aber das Dauerwellmittel selbst wird vor dem Auftragen erwärmt oder es erwärmt sich nach der Zugabe von bestimmten Chemikalien (Oxidationsmitteln) von selbst. Die Konzentration an Reduktionsmittel ist in all diesen Mitteln geringer, so dass auch hier ein haarschonenderes Wellergebnis zu erwarten ist.

Schaumdauerwellen und 2-Phasen-Präparate

Die Rezepturen von Schaumdauerwellen entsprechen im Großen und Ganzen denen flüssiger Dauerwellpräparate. Auch hier reicht das Spektrum von alkalischen bis neutralen Präparaten. Ihre schaumige Konsistenz erleichtert die Applikation, also das Aufbringen aufs Haar. Sie wird mit Hilfe eines Tensids und durch den Zusatz von Treibmitteln oder das Aufschäumen mit Luft erzielt. Mit einem Hand-Applikator wird dabei mechanisch Luft in die Wellflüssigkeit eingepumpt. Vorteilhaft für die Kundin: Der Schaum zerfällt nur langsam, so wird das unangenehme Ablaufen des WeIlmittels gebremst, ein Kältegefühl vermieden und stattdessen ein angenehmes Hautgefühl vermittelt. Außerdem kommen die empfindlichen Spitzen nicht so lange in Kontakt mit dem Präparat wie der Ansatz. Der Friseurin erleichtert der Schaum das Auftragen auch insofern, als bereits behandelte Wickler sehr gut zu erkennen sind.

2-Phasen-Präparate werden angewandt, um eine besonders gleichmäßige und schonende Umformung der Haare zu erzielen. Die flüssige Phase 1 enthält eine reduktionsmittel- bzw. alkaliarme Lösung zum Vorfeuchten. Die konsistente Phase 2 ist eine Creme oder ein Gel und wird am Haaransatz aufgebracht. Phase 2 hat einen deutlich höheren Alkali- und Reduktionsmittelgehalt. Auf diese Weise wird das strapazierte Spitzenhaar nicht mit der gleichstarken Dauerwell-Lotion wie das Ansatzhaar behandelt und kann so ein wenig geschont werden. Auch die unterschiedliche Beschaffenheit der Wellmittel trägt dazu bei, dass das creme- oder gelförmige Präparat beim Nachfeuchten nicht mehr ganz bis zu den Spitzen durchdringen kann, so dass diese vor dem intensiveren Wellungsvorgang geschützt bleiben.

Ansatz- und Volumenwelle

Neben der kompletten Dauerwelle ist auch eine teilweise Wellenbehandlung möglich. Die so genannte Ansatzwelle sorgt weniger für Locken als vielmehr für Volumen. Bei dieser Wellenart wird lediglich das Haar am Ansatz gewellt. Föhnfrisuren erhalten so mehr Schwung und Halt und fallen nicht so schnell in sich zusammen. Auch bei einer herausgewachsenen Dauerwelle kann mit einer Ansatzwelle der Haaransatz nachbehandelt werden, wenn das restliche Haar noch ausreichend gewellt ist. Bei der flüssigen Ansatzwelle werden die Haarspitzen mit einer Creme oder Spezialfolie geschützt, damit sich die Dauerwell-Lotion nicht weiter verteilen kann als vorgesehen. Die cremeförmige Dauerwelle wirkt dagegen nur direkt am Haaransatz und schont so die Haarspitzen.

Sollen ganze Unterpartien der Frisur stärker geformt werden als das Deckhaar, ist die Volumenwelle das Mittel der Wahl. Diese Umformung eignet sich besonders für Frisuren, die mehr Fülle und Volumen benötigen. Langes Haar lässt sich so leicht in eine attraktive Löwenmähne verwandeln.

Für alle Typen von Dauerwellen gilt, dass bei allen Arbeiten mit Dauerwellmitteln und Fixierungen Handschuhe getragen werden sollten. Außerdem sind die ausführlichen Warnhinweise und die Gebrauchsanleitungen zu beachten.

In den Achtzigern war die so genannte saure Dauerwelle sehr beliebt. Sie ist seit 1994 verboten. Gegenüber dem Inhaltsstoff Glycerolmonothioglykolat (GMTG) waren Sensibilisierungen, also Allergien, beobachtet worden. Allergische Reaktionen traten auch gegenüber einer weiteren Substanz namens Pyrogallol auf. Der Einsatz dieses Stoffes ist bereits seit 1993 in Wellmitteln verboten.

Spezialprodukte

Dauerwell-Vorbehandlungsmittel: Ist das Haar durch Umwelteinflüsse oder frühere chemische Behandlungen, wie z. B. Färben oder Blondieren, stark strapaziert und nicht einheitlich beschaffen, ist eine vorhergehende Behandlung notwendig, um Haarbruch zu vermeiden. Spezielle Vorbehandlungsmittel werden vor der Dauerwelle in das gewaschene, handtuchtrockene Haar gegeben. Auf diese Weise sollen Strukturunterschiede ausgeglichen und das geschädigte Haar soweit stabilisiert werden, dass es einer erfolgreichen Wellbehandlung wieder zugänglich wird.

Dauerwell-Zwischenbehandlungsmittel

Nach dem Reduktionsprozess ist das Haar – je nach Vorschädigung – mehr oder weniger stark gequollen (bis zu 100 Prozent), in der Länge schrumpft es dabei etwas. Eine Wiederverknüpfung der Schwefelbindungen in stark gequollenem Zustand ist jedoch nur unzureichend. Durch die Anwendung einer Zwischenbehandlung wird das Haar wieder „entquollen“, das verbessert die Haltbarkeit der Dauerwelle wesentlich, insbesondere in stark geschädigten Bereichen.

Dauerwell-Nachbehandlungsmittel

Nachbehandlungsmittel sollen die Schuppenschicht des Haares stabilisieren und härten. Dafür sorgen kationische Polymere und Proteine in Kombination mit organischen Säuren. Auf diese Weise lässt sich auch ein unerwünschter Nebeneffekt verhindern: die „schleichende Oxidation“, hervorgerufen durch Fixierlösungsreste. Das Lockenbild wird dadurch schöner, Sprungkraft und Haltbarkeit der Dauerwelle können wesentlich verbessert werden.

Shampoos und Haarkuren

Durch zu häufige oder unsachgemäße Dauerwellbehandlungen kann das Haar sehr strapaziert werden. Es ist dann glanzlos, rau, strohig und im nassen Zustand nur schwer kämmbar. Auf die besonderen Bedürfnisse von dauergewelltem Haar ist eine Reihe von Spezialprodukten zugeschnitten. Shampoos für geschädigtes Haar enthalten milde und schonende Tensidmischungen, hohe Anteile an Strukturverbesserern sowie häufig Proteine und Panthenol. Auch spezielle Haarkuren zur Pflege von stark strapaziertem Haar sowie Intensivkuren, meist in Cremeform, mit hohen Anteilen an Pflegemitteln können für strapaziertes Haar hilfreich sein.

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