Allergien

Beispiel PPD: Allergen PPD in Body paintings – BfR warnt vor Henna-Tattoos

Ein Inhaltsstoff in Henna-Tattoos kann allergischen Reaktionen den Weg bereiten. Das beobachten Allergologen mit wachsender Besorgnis. Der Hintergrund: Das „Body Painting“ erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Immer häufiger, so berichten Dermatologen, kommen Patienten in die Arztpraxen, weil sie auf Haarfarben, Textilien oder ein Henna-Tattoo allergisch reagieren. Die Sensibilisierung hat meist in den schönsten Wochen des Jahres stattgefunden: im Urlaub. Auf Straßen und an Stränden südlicher Länder bieten Künstler die begehrten Mitbringsel, die filigranen schwarzen Henna-Tattoos, an. Damit die Hennafarbe dunkler und intensiver wirkt, wird ihr para-Phenylendiamin (PPD) zugesetzt. Die Substanz besitzt ein stark sensibilisierendes Potential, so dass es bei erneutem Kontakt mit PPD zu allergischen Kontaktekzemen kommen kann. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) in Berlin warnt deshalb vor den mit Bodypaintings verbundenen Risiken. Zwar darf para-Phenylendiamin in Europa kosmetischen Mitteln zur Färbung der Haut nicht zugesetzt werden. Doch im Kosmetikbereich ist die Verwendung in Haarfarben nach europäischem Recht erlaubt. „Ein Laie sieht einer Bodypainting-Farbe aber nicht an, ob sie das sensibilisierende PPD enthält“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel und rät Urlaubern, vorsorglich auf Henna-Tattoos zu verzichten. Für Henna selbst ist keine sensibilisierende Wirkung nachgewiesen. In der kosmetischen Anwendung auf der Haut ist es in Europa dennoch nicht zugelassen. Wer einmal gegenüber PPD sensibilisiert ist, kann lebenslänglich allergisch auf den Stoff oder auf Farben mit ähnlicher chemischer Struktur reagieren. Produkte, die diese Substanzen enthalten, müssen konsequent gemieden werden. Und das ist gar nicht so einfach: para-Phenylendiamin kann außer in Haarfarben auch als Bestandteil von Farbstoffen in dunklen Lederwaren und dunklen Textilien vorkommen. Besonders tragisch ist eine PPD-Allergie für Friseure, Drucker, Schuh- und Lederwarenverkäufer und Arbeiter in der Textil-, Gummi- oder Chemiebranche. Sie müssen häufig ihren Beruf wechseln. Für Jugendliche, die auf PPD allergisch reagieren, bleiben diese Berufe verschlossen.

Ursache und Wirkung

Die Menge und Dauer der Exposition gegenüber Allergenen bestimmt mit, ob eine Allergie sich ausbildet oder nicht. Man nennt das die „Dosis-Wirkungs-Beziehung“. Und sie bestimmt auch den Schweregrad der Erkrankung. In modernen Kosmetika werden deshalb Inhaltstoffe in reduzierten Konzentrationen eingesetzt, die unterhalb des festgestellten oder angenommenen Schwellenwertes für eine Allergie liegen. Es gibt Schätzungen, nach denen zwischen 1,4 und 3,4 Millionen Menschen gegen Duftstoffe sensibilisiert sind. Doch Kosmetika sind teils auch zu Unrecht in Verruf als Verursacher von Kontaktallergien. Viele der 26 Duftstoffe, die von der EU als deklarationspflichtig eingestuft wurden, haben sich bei Epikutantestreihen als relativ unproblematisch erwiesen. Die Sensibilisierungsquoten waren sehr gering. Oft findet die Sensibilisierung auf in Kosmetika enthaltene Inhaltstoffe nicht durch die Kosmetika selbst, sondern durch andere Quellen statt. In Bezug auf häufig in Kosmetika eingesetzte Konservierungsstoffe hat die Auswertung von Epikutantests beispielsweise für einige relativ hohe Sensibilisierungsraten ergeben (Methyldibromoglutaronitril / Phenoxyethanol), für andere (Biozide, MCI/MI, Formaldehyd, Parabene) dagegen nicht. Mögliche Erklärung: Die Sensibilisierungen gegen diese Stoffe wurden wahrscheinlich nicht vorrangig durch Kosmetika hervorgerufen, sondern durch medizinische Hautarzneien (bei Parabenen) oder durch beruflichen Kontakt mit Bioziden (bei MCI/MI und Formaldehyd).

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