Gesichtspflegeprodukte
Mittel zur Gesichtspflege
Grundsubstanzen der Produkte
Effektives Transportsystem nötig
Die Wirkung von Hautpflegeprodukten hängt von der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und zudem wesentlich davon ab, dass diese auch dorthin gelangen, wo sie gebraucht werden. Dass dies auch funktioniert, dafür hat in der Regel die Produktgrundlage zu sorgen. Aufgabe einer „Grundlage“, also der Hauptbestandteile einer Creme, einer Lotion, eines Gels etc. in denen die Wirksubstanzen gelöst sind, ist einerseits der schnellstmögliche Transport der wesentlichen Inhaltsstoffe an den Wirkort. Zum anderen muss dafür gesorgt werden, dass die Wirkstoffe dort auch bleiben, um einen möglichst lang anhaltenden Effekt zu erzielen. Als Basis für Hautpflegemittel dienen in rund 90 Prozent der Fälle Emulsionen, deren Hauptbestandteil Wasser ist (gekennzeichnet als Aqua in der INCI Deklaration).
Öle
Öle sind die älteste Form der Hautpflege. Die Kosmetikhersteller bezeichnen sie auch als „einphasige Systeme“, da sie nicht mit Wasser vermischt sind und ausschließlich lipid-, d. h. fettlösliche Substanzen enthalten. Häufig werden vitaminhaltige Pflanzenöle verwendet. Die hautpflegende Wirkung erzielen Öle durch eine „Versiegelung“ der Hautoberfläche. Dadurch werden Feuchtigkeit und Lipide in der Haut gehalten und der Wasserverlust vermindert. Zudem durchdringen bestimmte Bestandteile (mehrfach ungesättigte Fettsäuren) oder Öle die Hautoberfläche und können die Lipidzusammensetzung der Oberhaut positiv ergänzen. Andererseits erschweren Öle das Ausscheiden und Abdunsten von Substanzen aus dem Hautinneren. Sie sind daher nicht für jede Hautbeschaffenheit zu empfehlen. Öle mit starkem Schutzaspekt (Oberflächenfilm) sind nicht geeignet für fettige und Mischhaut.
Emulsionen
Eine klassische Grundlage der Hautpflege ist die Emulsion. Dieser Begriff ist zum Teil auch auf den Verpackungen von Kosmetika zu finden. Die Emulsion wird – je nach Konsistenz – in der Praxis jedoch größtenteils als Creme oder Lotion bezeichnet. Emulsionen setzen sich meist aus zwei Komponenten zusammen: Einer Öl- und einer Wasserphase, die sich mit Hilfe einer grenzflächenaktiven Substanz (Emulgator) dauerhaft vermischen. Je nach Mischungsverhältnis besitzen diese Emulsionen unterschiedliche Eigenschaften, der Emulsionstyp ist für die Wirkung ausschlaggebend. Unterschieden werden Öl-in-Wasser- (O/W-Emulsion) und Wasser-in-Öl-Emulsionen (W/O-Emulsion). Auch diese Bezeichnungen finden sich oftmals auf den Verpackungen von kosmetischen Mitteln. Bei der Öl-in-Wasser-Emulsion (O/W-Emulsion) sind Öl- und Wassertröpfchen fein verteilt; die äußere Phase besteht aus Wasser. Dieser Emulsionstyp spendet viel Feuchtigkeit, lässt sich leicht verteilen und zieht schnell in die Haut ein. Er eignet sich insbesondere für die normale und eher fettige Haut. Die meisten Tagescremes und leichten Feuchtigkeitscremes gehören in diese Kategorie. Die Wasser-in-Öl-Emulsion (W/O-Emulsion) funktioniert nach dem umgekehrten Prinzip: Auch hier sind Öl- und Wassertröpfchen fein verteilt; aber die äußere Phase besteht aus Öl. Wegen der hohen Fettabgabe an die Haut, der rückfettenden Eigenschaften und der Reduzierung des Wasserverlustes empfiehlt sich diese Zusammensetzung etwa in Form von reichhaltigen Cremes oder Fettcremes vor allem bei trockener Haut.
Multiple Emulsionen
Heute gibt es noch differenziertere Systeme mit denen man die Wirkung verbessern und verlängern will: Die Multiplen Emulsionen. Das sind komplexe Öl-plus-Wasser-Systeme, bei denen sich in der inneren Phase von zwei miteinander vermischten Flüssigkeiten nochmals kleine Tröpfchen der äußeren Phase befinden. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach, wenn man es einmal schematisch betrachtet. Man unterscheidet Wasser-in-Öl-in-Wasser-Systeme (W/O/W) für viel Feuchtigkeit und Öl-in-Wasser-in-Öl-Systeme (O/W/O) für reichlich Lipide. Mit Hilfe von Mehrfachemulsionen können nebeneinander fett- und wasserlösliche Wirkstoffe in die Haut geschleust und nacheinander freigesetzt werden. Die Wirkung kann durch die verzögerte Freigabe der Wirkstoffe verlängert werden. Ziel ist es, die Haut nachhaltiger zu befeuchten und den Aufbau eines lipophilen (fettliebenden) Schutzfilms zu unterstützen. Die am häufigsten eingesetzten multiplen Emulsionen bestehen aus verschiedenen Fettphasen in Kombination mit Wasser.
Mikroemulsionen
Besonders fein verteilt und gut durchmischt sind so genannte Mikroemulsionen. Im Unterschied zu herkömmlichen Emulsionen zeichnen sie sich durch einen kleineren Tröpfchendurchmesser aus. Da die hochfeine Auflösung für das Auge nicht wahrnehmbar ist, erscheinen Mikroemulsionen äußerlich als transparente, einphasige Systeme, die gar nicht als „trübe“ Mischung wahrgenommen werden. Vorteil dieses Emulsionstyps: Er kann leichter in die Haut eindringen, Fachleute bezeichnen das auch als „gesteigerte Penetrationsfähigkeit“ in die Haut.
Gele
Bei Gelen handelt es sich um halbfeste, transparente Systeme, die durch ein dreidimensionales Gittergerüst Stabilität erhalten. Unterschieden werden wasserfreie Ölgele, ölfreie Hydrogele und Öl/Wasser-Gele. Gele sind dreidimensionale mehr oder weniger feste Strukturen, die sich unter dem Einwirken von mechanischen Kräften verflüssigen. Der Vorteil eines Gels ist in erster Linie ästhetischer bzw. emotionaler Natur: Gel lässt sich ausgezeichnet auf der Haut verteilen und hinterlässt keinen „Weißfilm“.
Fluids
Fluids sind dünnflüssigere Gele bzw. gelartige Flüssigkeiten. Häufig handelt es sich hierbei um einen O/W-Emulsionstyp. Fluids sind von leichterer Konsistenz als alle anderen Grundlagen und ziehen besonders rasch in die Haut ein.
Liposome
Zu den wichtigsten Kosmetik-Neuheiten des ausgehenden 20. Jahrhunderts zählen die Liposome. Sie dienen als Transportsystem, vornehmlich in Dispersionen, zur Pflege der trockenen, feuchtigkeitsarmen Haut. Liposome sind winzige Kügelchen, deren Hülle aus wasser- und fett-freundlichen Stoffen besteht. Gefüllt sind sie meist mit Wasser und wasserlöslichen Wirkstoffen, z. B. Vitaminen. Aufgrund ihrer winzigen Größe (kleiner als 1/10.000 mm) und ihres zellähnlichen äußeren Aufbaus können sie in die Haut eindringen. Liposome sollen so Wirkstoffe in die Epidermis schleusen und sie dort fixieren. Je nach Hersteller werden verschiedene Liposome verwendet. Sie unterscheiden sich in der Zusammensetzung der Fettkügelchen und in den Wirkstoffen, die sie transportieren. In einigen Varianten ist nicht nur das Innere der Kugel mit Wasser oder wasserlöslichen Wirkstoffen gefüllt, sondern in der Außenhaut der Liposome sind zudem fettlösliche Wirkstoffe eingebaut. So soll ihre Wirkung nochmals verbessert werden. Liposome, zu denen auch die sogenannten Nanosphären zählen, lassen sich in jeden Emulsionstyp einarbeiten.
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