„Duftstoffe in Kosmetik“ – schön, aber manchmal auch problematisch

„Duftstoffe in Kosmetik“ – schön, aber manchmal auch problematisch

Gerüche und Düfte können bei uns Menschen unterschiedliche Gefühle, Empfindungen und Erinnerungen auslösen. Der Geruchssinn ist stets bereit zur Aufnahme und lässt sich bewusst nicht abstellen. Bei Überreizung schaltet er sich jedoch selbst aus. Unmittelbar vermittelt der Geruchssinn durch die Nase eine Art emotionaler „Erregungen“ und ruft subjektive Gefühlserinnerungen auf. Die Duftreize können jedoch nicht nur angenehme, sondern auch unangenehme Empfindungen ansprechen. Und das in Sekundenbruchteilen: Riechreize können blitzschnell Stimmungen auslösen.

Ein aus der Kindheit wohl bekannter Geruch kann beim Erwachsenen spontan Erinnerungen an Orte oder Begebenheiten aus jungen Jahren erwecken. Und für uns als angenehm empfundene Düfte sprechen uns an und lösen positive Empfindungen aus. Sie erfreuen, beleben, entspannen oder sorgen für gute Laune und wecken schöne Erinnerungen. So ist es auch bei kosmetischen Düften. Ein Parfum oder After-Shave können das Duftgedächtnis wecken und Erinnerungen und Gefühle auslösen. Denn der Geruchssinn ist mit dem Erinnerungsvermögen eng verknüpft und „steuert” so Gefühle und Reaktionen. Es ist daher nur nachvollziehbar, dass Duftstoffe auch in Produkten für die Hautpflege und den Haushalt zum Einsatz kommen.

Die VERBRAUCHER INITIATIVE e.V. hat ein aktuelles Themenheft zu „Duftstoffen“ veröffentlicht und dabei auch Fragen zu duftenden Inhaltsstoffen von kosmetischen Produkten erörtert sowie sich mit unerwünschten Wirkungen, wie beispielsweise Kontaktallergien beschäftigt. Im Interview erklärt die Fachreferentin Alexandra Borchard-Becker, auf welche Kennzeichnungsregeln beim Einkauf zu achten ist.

haut.de: Die Welt der Düfte ist an Vielfalt kaum zu übertreffen – die Raffinessen unterschiedlicher Duftnoten sprechen viele „feine Näschen“ an. Für manche gibt es aber auch nur zwei Kategorien: Etwas riecht „gut“ oder eben „nicht gut“. Was waren die Beweggründe für die Verbraucher-Initiative, sich intensiv mit dem Thema Duftstoffe zu beschäftigen? Inwieweit ist dies ein Verbraucherthema?

A. Borchard-Becker: Ob Kosmetika oder Waschmittel, an Duftstoffen kommen Verbraucher:innen kaum vorbei, denn sie sind in einem großen Teil der Produkte enthalten. Daher möchten wir mit diesem Themenheft fundierte Informationen und praktische Tipps für Verbraucher:innen bereitstellen, die sie für den Umgang mit duftstoffhaltigen Produkten und für ihre Kaufentscheidungen nutzen können. Sie erfahren, woran der Einsatz von Duftstoffen zu erkennen ist und erhalten Empfehlungen zum Einkauf und zur Anwendung.

Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Duftstoff-Allergien. Hier geht es u.a. darum, die mit Duftstoffen verbundenen möglichen Risiken näher zu beleuchten. Was das allergische Potential von Duftstoffen betrifft, gibt es einige Unterschiede zwischen den einzelnen Verbindungen. Nicht alle kennzeichnungspflichtigen Duftstoffe sind starke Allergene.

haut.de: Im Handel sind über 1.000 verschiedene Duftwässer erhältlich und jährlich kommen etwa 200 neue Düfte hinzu, lösen eventuell vorhandene Parfums ab. Was sollten Verbraucher:innen beim Kauf von Düften beherzigen?

A. Borchard-Becker: Überlegen Sie schon vor dem Gang in die Parfümerie, welche grundlegende Duftrichtung der neue Duft haben soll. Die grobe Einteilung in blumig, frisch, fruchtig, holzig und würzig kann eine erste Orientierung bieten. Hilfreich kann es außerdem sein, wenn Sie dem Verkaufspersonal sagen, welche Düfte oder Duftrichtungen Sie in der Vergangenheit gerne verwendet haben.

Klären Sie im Vorfeld, wie intensiv der neue Duft sein und wie lange er anhalten soll. Bei einem Eau de Cologne oder einem Eau de Toilette verfliegt der Duft schneller als bei einem höher konzentrierten Eau de Parfum oder einem Parfum. Zudem bestimmen die Duftkonzentrationen maßgeblich den Preis, denn je höher der Anteil an Parfümölen, desto teurer ist das Produkt.

Nehmen Sie sich beim Testen der infrage kommenden Düfte unbedingt ausreichend Zeit, damit sich die Duftnoten entwickeln können. Probieren Sie nicht mehr als drei bis fünf Düfte aus, um Ihre Nase nicht zu überfordern. Am besten, Sie sprühen den Duft zunächst auf einen Teststreifen auf und testen ihn erst dann auf Ihrer Haut, wenn er Ihnen gefällt.

haut.de: Duftkompositionen spielen nicht nur bei Duftwässern und Parfums eine Rolle. Auch in Deo, Seife, Shampoo oder Duschgel sind sie vorhanden. Woran erkennen Verbraucher:innen, dass ein kosmetisches Produkt Duftstoffe enthält?

A. Borchard-Becker: Schauen Sie in die Liste der Inhaltsstoffe. Hier werden Duftstoffmischungen als „Parfum“ angegeben oder die Duftstoffe einzeln genannt. Hilfestellung beim Identifizieren der chemisch klingenden Bezeichnungen bieten die Inhaltsstoff-Datenbank auf haut.de und die auf der Datenbank basierende COSMILE-App.

Unter der Überschrift Ingredients“ stehen die einzelnen Zutaten in absteigender Reihenfolge ihres mengenmäßigen Anteils: Bestandteile mit einem großen Anteil am Gesamtprodukt stehen demnach vorn. Substanzen, die einen Anteil von weniger als ein Prozent haben, sind ungeordnet am Ende der Auflistung aufgeführt. Alle Inhaltsstoffe müssen in den international geltenden INCI-Bezeichnungen (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) genannt werden.

haut.de: Duftstoffe und Duftstoffmischungen können in seltenen Fällen Unverträglichkeiten in Form einer allergischen Reaktion auslösen – Stichwort: Kontaktallergie. Was können Betroffene tun, um eine allergische Reaktion zu vermeiden?

A. Borchard-Becker: Sie müssen beim Einkauf die Inhaltsstofflisten der Kosmetikprodukte genau studieren, um herauszufinden, ob sie das Produkt vertragen oder ob die in ihrem Fall allergieauslösenden Stoffe enthalten sind. Das gilt auch bei Auslobungen wie „parfümfrei“ oder „duftstofffrei“. Hierbei ist unbedingt anzuraten, vor dem Kauf das Verzeichnis der Inhaltsstoffe sorgfältig zu prüfen. So können Allergiker:innen sichergehen, dass keine individuell unverträglichen Stoffe enthalten sind.

Zudem weist das Siegel des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) auf Produkte hin, die frei von Duftstoffen und anderen möglichen Allergieauslösern sind. Ein zusätzlicher Blick in die Liste der Inhaltsstoffe trägt dazu bei, das persönlich passende und verträgliche Produkt zu kaufen.

Und auch, wenn Allergiker:innen Produkte gefunden haben, die „ihre“ allergieauslösenden Duftstoffe nicht enthalten, ist es ratsam, die Zusammensetzung in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Denn die Hersteller können ihre Rezepturen gelegentlich verändern.

haut.de: Welche Rolle kommt der INCI-Deklaration kosmetischer Produkte zu? Haben Sie Tipps, wie Verbraucher:innen noch einfacher feststellen können, ob ein kosmetisches Produkt einen Stoff enthält, auf den er oder sie allergisch reagiert?

A. Borchard-Becker: Die INCI-Bezeichnung von kosmetischen Inhaltsstoffen erleichtert es Verbraucher:innen, Duftstoffe und andere Inhaltsstoffe auf den Verpackungen zu identifizieren. Duftstoffe, die vergleichsweise häufig Allergien auslösen, müssen einzeln mit ihrer INCI-Bezeichnung aufgeführt werden, wenn ihr Anteil im Produkt eine bestimmte Menge überschreitet.

Allerdings können Verbraucher:innen mit den chemischen Namen häufig wenig anfangen und es kann schwer fallen, die kompliziert klingenden Verbindungen in der Liste der Inhaltsstoffe sicher zu erkennen. Unterstützung bietet die COSMILE-App. Sie ermöglicht es, sich gleich beim Einkauf einen schnellen Überblick über die Zusammensetzung von Kosmetikprodukten zu verschaffen.

Wer an Kontaktallergien oder Unverträglichkeiten leidet oder bestimmte Inhaltsstoffe meiden möchte, kann in der COSMILE-App einen entsprechenden Filter anlegen. Anhand eines kleinen Symbols sehen Verbraucher:innen auf einen Blick, ob das betreffende Produkt den Stoff enthält. Das erspart langes Lesen und Suchen in der Liste der Inhaltsstoffe.

Ein weiterer Vorteil der App ist, dass sie die Testsubstanzen aus den ärztlichen Allergie-Tests in die Bezeichnungen „übersetzt“, die dann auf den Kosmetikprodukten zu finden sind. So können die betreffenden Stoffe direkt markiert werden.

Herzlichen Dank für das interessante Interview!

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Quelle: haut.de

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