Haarfärbung

Wirkmechanismus oxidativer Haarfarben

Die Wirkung jeder oxidativen Coloration basiert auf folgendem Mechanismus: Ein Alkalisierungsmittel, das den pH-Wert erhöht, lässt das Haar aufquellen und öffnet so die äußere Schuppenschicht. Nun können Farbstoff-Vorstufen und Oxidationsmittel leichter in das Haarinnere eindringen. Bei den Farbstoff-Vorstufen, auch „Entwickler“ und „Kuppler“ genannt, handelt es sich um kleine, noch farblose Moleküle. Aus diesen werden erst im Inneren des Haares mit Hilfe des Oxidationsmittels – meist Wasserstoffperoxid – größere, farbige Moleküle gebildet. Dabei wird Sauerstoff aus H2O2 an die Farbmoleküle angelagert. Aufgrund ihrer Größe können die gebildeten Farbstoffe nicht mehr aus dem Haar herausgewaschen werden, sondern bleiben im Inneren eingeschlossen. Das endgültige Farbergebnis entsteht durch unterschiedliche Kuppler und Entwickler, meist substituierte Diaminobenzole Aminophenole oder Dihydroxybenzole, die jeweils unterschiedliche Farbstoffe bilden und sich in ihrer Farbe zum Gesamteindruck zusammensetzen. Das Haar ist anschließend dauerhaft bis ins Innere hinein gefärbt. Die zur Verfügung stehenden Kuppler und Entwickler können vielfältig miteinander kombiniert werden, so dass eine große Zahl fast beliebiger Nuancen zur Verfügung steht. Diese kann durch direktziehende Nuancierungsfarbstoffe noch erweitert werden, um verschiedene Reflexe im Haar zu erzielen.

„Entwickler“ und „Kuppler“: Die Farbvorstufen

Bei den Farbvorstufen, den so genannten Oxidationsbasen, die auch als „Entwickler“ und „Kuppler“ bezeichnet werden, kann es sich um p- Phenylendiamin, m- oder p-Aminophenol oder m- Dihydroxybenzol oder Derivate davon handeln. Je nach Zusammensetzung der aromatischen Verbindungen erhält man unterschiedliche Farbtöne.

Was aber verbirgt sich hinter den chemischen Bezeichnungen? Die Diaminobenzole (auch Phenylendiamine, Summenformel: C6H8N2) Sind chemische Verbindungen aus der Gruppe der aromatischen Diamine (organische Abkömmlinge des Ammoniaks NH3) und ein wichtiges Ausgangsprodukt für viele organische Verbindungen. Sie bestehen aus einem Benzolring (ringförmiges Kohlenstoffmolekül aus sechs Kohlenstoff- und sechs Wasserstoffatomen, Summenformel: C6H6) mit zwei Aminogruppen (–NH2), die unterschiedlich angeordnet sein können. p-Phenylendiamin (PPD) wird zu den Allergenen gerechnet. Bei Kontakt mit der Haut kann es zu Reizungen und zur Sensibilisierung (Kontaktallergie) kommen. PPD wird in Haarfärbemitteln als Vorstufe des Farbtons eingesetzt. Die eigentliche Farbe bildet sich in einer chemischen Reaktion mit so genannten Oxidationskupplern im Haar. Diese sind in der Regel, die m- Verbindungen wie m-Aminophenol oder m- Dihydroxybenzol. Die Farbstoffe dürfen nur in bestimmten, begrenzten Dosierungen in einem Färbemittel enthalten sein. So ist vom Gesetzgeber vorgegeben, dass die Höchstkonzentration von p-Phenylendiamin und seiner Salze nach dem Mischen unter oxidativen Bedingungen bei der Anwendung am Haar 2 Prozent nicht überschreitet. Außerdem müssen Warnhinweise das Allergierisiko verdeutlichen. PPD-haltige Erzeugnisse dürfen nicht zur Färbung von Wimpern und Augenbrauen verwendet werden.

Bei einer Substitution werden in einer chemischen Reaktion Atome (z.B. Wasserstoff –H) oder Atomgruppen in einem Molekül durch ein anderes Atom oder eine andere funktionelle Gruppe (z.B. Aminogruppe –NH2 oder Hydroxygruppe (auch: Hydroxylgruppe) –OH) ersetzt.

Die Aminophenole (Summenformel: C6H7NO) besitzen sowohl eine NH2– als auch eine OH-Gruppe an einem ebenfalls ringförmigen Kohlenstoffmolekül (Benzolring), die sich auch hier an unterschiedlichen Positionen befinden können. Diese aromatischen Verbindungen lassen sich sowohl vom Phenol (Summenformel: C6H6O, Benzolring mit einer OH-Gruppe) als auch vom Anilin (Summenformel: C6H7N, Benzolring mit einer NH2-Gruppe) ableiten. Aus Aminophenolen werden neben Farbstoffen auch Arzneimittel und photographische Entwickler hergestellt. Das in Haarfärbemitteln oft eingesetzte m-Aminophenol und auch Resorcin (m-Dihydroxybenzol) bergen ein nur geringes Sensibilisierungs- und Allergiepotenzial.

Dihydroxybenzole gehören ebenfalls zu den Phenolen. Hier sitzen zwei Alkoholreste (-OH) an einem Benzolring (Summenformel: C6H6O2). Auch dabei können sich die funktionellen Gruppen an verschiedenen Positionen im Molekül befinden.

Aktuelles aus der Themenwelt

Lust auf Farbe – Haarfärbemittel ... schon gewusst?

Lust auf Farbe – Haarfärbemittel ... schon gewusst?

Um die naturgegebene Haarfarbe zu verändern, gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Möglichkeiten: Pigmente anlagern oder Pigmente entfernen. Praktisch heißt das, dunkler färben oder aufhellen. Bei der Veränderung des Farbtons steht neben den Blondiermitteln eine...

mehr lesen

Inhaltsstoffe / INCI

Sie möchten mehr über einen Inhaltsstoff wissen?
Geben Sie den Suchbegriff hier ein... und nutzen Sie unseren INCI-Service.
Die INCI-Datenbank bietet Erklärungen zu Funktionen und Wirkstoffen.



Informationen zum INCI-Service
Portrait Dr. Silvia Pleschka

Experten geben Rat: Kosmetische Produkte – Allergie-Management ist möglich

Interview mit Dr. Silvia Pleschka, Dipl. Chemikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e.V. mehr lesen

Portrait Prof. Dr. med. Johannes Geier

Experten geben Rat: Duftstoffe in Kosmetik – INCI-Angaben helfen bei der Kontaktvermeidung

Herr Prof. Dr. Geier ist Hautarzt und leitet das Institut IVDK (Informationsverbund Dermatologischer Kliniken). Diese Institution dient der Erfassung und wissenschaftlichen Auswertung von Kontaktallergien. Die Zentrale des Projektes wurde an der Universitätsmedizin...

Experten geben Rat: „Schönheitspflege – vielfältige Anwendungsmotive – vielfältiger Nutzen“

Weshalb benutzen Menschen Produkte der Schönheitspflege? Welchen Mehrwert bietet ihre Anwendung - nach innen und nach außen? Neben allen unmittelbaren Effekten, wie Hautreinigung, Zahnpflege oder angenehmem Körpergeruch vermittelt Schönheitspflege emotionale...
Portrait Manfred Hohmann

Experten geben Rat: Haare – färben, verlängern und pflegen

Interview mit Manfred Hohmann, Friseurmeister, Hairstyler und qualitätsbewusster Entwickler von neuen Methoden für die zufriedenstellende Frisur mehr lesen

Experten geben Rat: „Auch beim Sonnen kommt es auf die Dosis an“

Interview mit Prof. Dr. med. Christiane Bayerl, Klinikdirektorin in der Klinik für Dermatologie und Allergologie an den HELIOS Dr. Horst Schmidt Kliniken – Wiesbaden,
mehr lesen

Logo BfR

Experten geben Rat: Zur Sicherheit von Kosmetik-Inhaltsstoffen

Interview mit Prof. Dr. Dr. Andreas Luch, Leiter der Abteilung „Sicherheit von verbrauchernahen Produkten“ beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) mehr lesen

Portrait Andrea Wallrafen

Experten geben Rat: Ärztliche Versorgung für Allergiker unzureichend

Interview mit Andrea Wallrafen, Bundesgeschäftsführerin Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB) mehr lesen

Portrait Laura Gross

Experten geben Rat: Inhaltsstoffe kosmetischer Mittel

Interview mit Laura Gross, Leiterin Fachbereich Ernährung der VERBRAUCHER INITIATIVE e.V. mehr lesen

Portrait Laura Gross

Mündiger Verbraucher – Wer selbstbestimmt Kosmetik einkaufen möchte, setzt auf INCI-Informationen und Produkttransparenz

Interview mit Laura Gross, Leiterin Fachbereich Ernährung der VERBRAUCHER INITIATIVE e.V.

Portrait Prof. Dr. Lucia A. Reisch

Experten geben Rat: Produkttransparenz

Interview mit Prof. Dr. Lucia A. Reisch, Ökonomin und Verbraucherforscherin mehr lesen

Portrait Prof. Dr. Dr. Jürgen Lademann

Experten geben Rat: „Der Haut Zeit geben“ – Schutz vor Hautschädigungen durch Sonnenstrahlung

Interview mit Prof. Dr. rer. nat. Dr.-Ing. Jürgen Lademann, Charité, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie mehr lesen

Portrait Prof. Dr. Stefan Zimmer

Experten geben Rat: Fluoride in Zahncreme – Was bewirken sie?

Interview mit Prof. Dr. Stefan Zimmer, Universität Witten/Herdecke mehr lesen

Experten geben Rat: „Jugend ungeschminkt“

Interview mit Ines Imdahl, Inhaberin und Geschäftsführerin der rheingold salon Marktforschungsagentur, Köln. mehr lesen

„Duftstoffe in Kosmetik“ – schön, aber manchmal auch problematisch

Gerüche und Düfte können bei uns Menschen unterschiedliche Gefühle, Empfindungen und Erinnerungen auslösen. Der Geruchssinn ist stets bereit zur Aufnahme und lässt sich bewusst nicht abstellen. Bei Überreizung schaltet er sich jedoch selbst aus. Unmittelbar vermittelt...
Portrait Prof. Dr. Ortwin Renn

Experten geben Rat: Risikokommunikation – Fakten benennen, Verwirrungen vermeiden

Interview mit Prof. Dr. Ortwin Renn, Leiter der Abteilung Technik- und Umweltsoziologie des Instituts für Sozialwissenschaften und Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) der Universität Stuttgart mehr lesen

Portrait Prof. Dr. Axel Schnuch

Experten geben Rat: Methylisothiazolinon als Konservierungsmittel

Interview mit Prof. Dr. Axel Schnuch, Leiter der Zentrale des „Informationsverbund Dermatologischer Kliniken“ (IVDK) am Institut der Georg-August-Universität Göttingen mehr lesen

Portrait Ricarda Zill

Experten geben Rat: Dekorative Kosmetik – Grundsätzliches und Besonderes

Interview mit Ricarda Zill, freie Visagistin und Seminarleiterin bei Kursen zu Hautpflege, Dekorativer Kosmetik und Haarpflege. mehr lesen

Portrait Frau Dr. Walther

Experten geben Rat: Sicherheitsbewertung und Kontrolle kosmetischer Produkte

Interview mit Frau Dr. Cornelia Walther vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mehr lesen

Experten geben Rat: Corona-Pandemie – Ist Sonnenschutz erforderlich oder verzichtbar?

Die notwendigen Schutzmaßnahmen zur Vermeidung der Covid-Übertragung, die entsprechenden Ausgangs- und Kontakteinschränkungen haben etliche Modifikationen des alltäglichen Lebens mit sich gebracht. „Sonnengenuss“ hat in den letzten Wochen meist auf dem Balkon, der...
Portrait Monika Ferdinand

Experten geben Rat: Professionelle Kosmetik

Interview mit Monika Ferdinand, Kosmetikerin und Vorsitzende beim Bund Deutscher Kosmetikerinnen (BDK) mehr lesen

Aktuelle Artikel

Share This