Haarfärbung

Blondiermittel im Regal (Teil 1)

Blondiermittel stehen als Wasserstoffperoxid-Lösungen, Lotionen, aufhellende Shampoos, Blondiercremes, Blondierpulver und -breie sowie Blondieröle zur Verfügung.

Die stark alkalischen Blondierpulver und -granulate werden mit einer 3 bis 12-prozentigen Wasserstoffperoxid-Lösung versetzt und erhalten dann eine breiige Konsistenz. Ihr hoher pH-Wert wird durch Zusätze von Metasilicaten, Phosphaten oder Natriumcarbonaten erreicht. Diese Präparate enthalten Kalium-, Natrium- oder Ammoniumperoxodisulfat, manchmal auch Magnesiumperoxid. Mineralische Bestandteile wie Magnesiumcarbonat oder Magnesiumoxid haben die Aufgabe, die Entwicklung von Sauerstoff zu regeln. Carboxymethylcellulose verhindert als Quellmittel die Austrocknung des Breies während der Einwirkzeit.

Das „Was ist was?“ in Blondierungen:

Metasilicate: Die Grundbausteine aller Silicate (auch Silikate) sind SiO4-Tetraeder, ein Siliciumoxid. Ein Siliciumatom ist dabei von vier Sauerstoffatomen umgeben. Silicate sind die Salze und Ester der Kieselsäure (Formel: Si(OH)4) sowie deren Polymere (Kettenmoleküle). Metasilikate enthalten unendliche Ketten aus spitzenverknüpften SiO4-Tetraedern mit zwei negativen Ladungen pro Tetraeder. Metasilicate verstärken durch ihre Alkalität das basische Milieu, erhöhen also den pH-Wert. Phosphate sind Salze und Ester der Phosphorsäure (Formel: H3PO4). Das Anion PO4 3− sowie seine Polymere und Phosphorsäureester werden Phosphate genannt. In der Natur sind die Phosphate weit verbreitet, z.B. in den Knochen als Calciumphosphat oder als Nährstoff im Boden für Pflanzen. Für Wasch- und Reinigungsmittel hat der Gesetzgeber Phosphatobergrenzen festgelegt, um eine Überdüngung der Gewässer zu verhindern.

Natriumcarbonat (Formel: Na2CO3) ist ein Salz der Kohlensäure (Formel: H2CO3), die jeder aus der Mineralwasser- oder Limoflasche kennt. Wird sie geschüttelt, entweicht Kohlendioxid (CO2). Natriumcarbonat wird auch als calcinierte Soda bezeichnet. Wird es in Wasser gelöst, bildet sich eine stark alkalische (basische) Lösung.

Als Peroxodisulfate (Formel: S2O82-) können in Blondierungen Kaliumperoxodisulfat (Formel: K2S2O8), Natriumperoxodisulfat (Formel: Na2S2O8), Ammoniumperoxodisulfat (Formel: (NH4)2S2O8) enthalten sein. Kaliumperoxodisulfat, kurz Kaliumpersulfat, ist das Kaliumsalz, Natriumpersulfat das Natriumsalz der Peroxodischwefelsäure sind sehr starke Bleich- und Oxidationsmittel sowie Radikalbildner. Auf Metalle wirken diese Verbindungen ätzend. Magnesiumperoxid (Formel: MgO2) gibt wie die Peroxodisulfate in chemischen Reaktionen Sauerstoff ab. Es kann auch als Bleich- oder Desinfektionsmittel genutzt werden. Magnesiumcarbonat (Formel: MgCO3) macht gemeinsam mit Calciumcarbonat (Kalk) hauptsächlich die so genannte Wasserhärte aus. Die Lebensmittelindustrie verwendet Magnesiumcarbonat (E 504) als Säureregulator, Trägerstoff oder Trennmittel. Magnesiumoxid (Formel: MgO) ist das Oxid des Magnesiums. Es wird in Lebensmitteln als E 530 in ähnlicher Funktion eingesetzt wie Magnesiumcarbonat. Auch das im Turnsport verwendete Magnesia besteht aus Magnesiumoxid, es soll feuchte Hände und damit ein Abrutschen vermindern. Carboxymethylcellulose ist ein Derivat der Cellulose, das unter alkalischen Bedingungen relativ gut in Wasser löslich ist. Sie diente der Lebensmittelindustrie als Verdickungsmittel und Wasserrückhaltesystem (E 466). In der Pharmazie wird es als Überzugsmittel für Tabletten eingesetzt.

Aufhellende Shampoos, Gels oder Cremes werden vor der Verwendung mit sechs-prozentigem Wasserstoffperoxid oder einer oxidierend wirkenden, sechs Prozent Wasserstoffperoxid enthaltenden Creme-Emulsion vermischt. Die cremige Zusammensetzung ermöglicht eine sehr gute Verteilung auf dem Haar sowie die Zugabe von Pflegekomponenten. Der Vorteil von Gelen besteht vor allem in ihrer Transparenz. Dadurch kann der Verlauf der Aufhellung gut verfolgt werden. Durch die Kombination mit Verstärkerpulvern (alkalische Peroxodisulfate, s.o.) und Natriummetasilicate. Das „Was ist was?“ in Blondierungen“, s.o.) ist in einer Einwirkzeit von 45 bis 50 Minuten beinahe der gleiche aufhellende Effekt zu erzielen wie mit den Blondierbreien.

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