Experten geben Rat: Professionelle Kosmetik

Interview mit Monika Ferdinand, Kosmetikerin und Vorsitzende beim Bund Deutscher Kosmetikerinnen (BDK)

Experten geben Rat: Professionelle Kosmetik

Monika Ferdinand, Kosmetikerin, Vorsitzende beim Bund Deutscher Kosmetikerinnen (BDK), einem Verband, in dem sich qualifizierte Kosmetikerinnen schon im Jahr 1956 zusammengeschlossen haben.

haut.de: Frau Ferdinand, die äußere Erscheinung hat hinsichtlich Wirkung auf andere Menschen einen hohen Stellenwert, im Sinne von Attraktivität und Sympathien. Aber auch nach innen, also bezogen auf das eigene Selbstwertgefühl und die Wertschätzung, die man sich selbst entgegenbringt. Was gehört eigentlich alles in den Tätigkeitsbereich einer qualifizierten Kosmetikerin?

Ferdinand: Das beginnt zunächst einmal mit der zentralen Aufgabe, einer systematischen Hautanalyse. Dabei geht es vor allem um den Hautzustand und um die grundsätzliche Frage, handelt es sich um eine eher trockene, eine eher fettende oder eine Mischhaut. Zu dieser Analyse gehört auch die Betrachtung von Ernährungsgewohnheiten und eventuellen allergischen Reaktionen. Ebenso spielen Aspekte der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten oder Hormonpräparaten hierbei eine wichtige Rolle. Für eine umfassende Hautanalyse ist neben Erfahrung und dem geschulten Blick auch ein hohes Maß an Feingefühl erforderlich, denn auch Fragen zum Konsum von Genussmitteln wie Tabak oder Alkohol sollten in das Bild des Hautzustandes einbezogen werden. Wir reden und schauen aber nicht nur. Professionelle Hautpflege mit all ihren Maßnahmen von Reinigung, Versorgung mit wirksamen Masken über Haarentfernung wie Epilieren oder Depilieren als auch das Gestalten eines typgerechten Make-Ups gehört zu den Tätigkeitsbereichen professioneller Kosmetik-Institute. Unsere Kenntnisse zu Inhaltsstoffen und eventuellen Unverträglichkeiten von kosmetischen Mitteln gehören sowohl bei der Beratung aber auch bei der Anwendung zur Kernkompetenz. Auf dieser Basis findet dann auch die Abstimmung der „Heimpflege-Produkte“ der Kundinnen und Kunden im jeweils individuellen Zuschnitt statt.

haut.de: Inwiefern sollten unterschiedliche Hauttypen bei der Pflege berücksichtigt werden?

Ferdinand: Insbesondere bei der Gesichtshaut spielt das Kriterium des Hauttyps eine ganz wichtige Rolle. Die trockene Haut ist durch eine gestörte Feuchtigkeitsbindung gekennzeichnet. Deshalb erscheint sie wegen der reduzierten Talgproduktivität schuppig, rau und spröde. Zu heißes oder zu langes Duschen, aber auch ein hoher Kalkgehalt des Leitungswassers, ist für die trockene Haut nicht gut. Außerdem kann zu häufiges Peeling der Gesichtshaut zu weiterer Austrocknung führen. Ich empfehle den Einsatz von milden Reinigungsprodukten und die regelmäßige Anwendung einer entsprechenden Ampullen-Kur. Bei der Wahl der Pflegeprodukte sollte auf die Wasser-in-Oel-Basis geachtet werden. Der besondere Schutz vor UV-Strahlung, sowohl vor natürlicher Sonne als auch vor künstlichem UV-Licht, ist bei trockener Haut ganz wichtig.

Eine eher fettige Gesichtshaut ist durch starke Talgproduktion, große Hautporen, vermehrte Mitesser und eine Neigung zur Pickelbildung gekennzeichnet. Deshalb sollten in diesem Fall keine fettenden Pflegeprodukte benutzt werden, sondern ausschließlich Oel-in-Wasser-Emulsionen. Peelings und hautfettreduzierende Masken können das Hautbild verbessern. Im Kosmetik-Institut wird bei fettiger Haut eine regelmäßige „Ausreinigung“ vorgenommen.

Bei der Mischhaut ist die Kombination von fettiger und trockener Haut gleichzeitig anzutreffen. Meist ist dabei in der T-Zone, also Stirn über Nase bis Kinn, eine leichte Talgüberproduktion anzutreffen. Während die seitlichen Gesichtspartien eher normal rosig bis trocken erscheinen. In diesen Fällen ist eben, so schwer das manchmal fällt, die gezielte Verwendung unterschiedlicher Pflegeprodukte erforderlich.

haut.de: Wissen nach Ihrer Erfahrung, die Kundinnen und Kunden von Kosmetikstudios in der Regel, über ihre eigenen Hauttyp Bescheid oder ist Beratung nötig?

Antwort: Die detaillierte Hautanalyse führt schon gelegentlich zu überraschten Gesichtern von Kundinnen und Kunden. Manchmal entspricht der „gewünschte Hauttyp“ nicht den tatsächlichen Begebenheiten. Deshalb legen wir ja auch so großen Wert auf die eingehende Hautanalyse. Wenn wir den Kundinnen und Kunden die Fakten zum Zustand der Haut und die Faktoren, die eventuell dafür verantwortlich sind, erklären, entsteht erfahrungsgemäß aber eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die schon bald Erfolge an der Haut sichtbar werden lässt.

haut.de: Welche Tipps zur Gesichtspflege können Sie für die jetzige kalte Jahreszeit geben?

Ferdinand: Eigentlich sind in dieser Jahreszeit ja zwei grundsätzliche Bedingungen anzutreffen. Einerseits eben die Heizungsluft in Innenräumen und andererseits Kälte und Wind im Freien. Heizungsluft trocknet die Haut aus, also ist ein „etwas Mehr“ an Fettbasis nötig, je nach Hauttyp. Im Freien benötigt die Gesichtshaut auch einen stärkeren Schutz. Generell gilt: Auch die Produktlinie zur Hautpflege sollte auf Winterzeit umgestellt werden und eine ausgewogene Ernährung mit einer Zusatzportion an Vitaminen aus Obst und Gemüse tut der Haut von innen gut. Die ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von Mineralwasser oder Kräutertees ist natürlich ebenso wichtig.

haut.de: Welchen aktuellen Trend in der dekorativen Kosmetik sehen Sie für 2013?

Ferdinand: Hinsichtlich der Farbnuancen deuten sich für das nächste Jahr unterschiedliche Richtungen an: Pink von zart bis kräftig, aber auch Orange-Töne, kräftiges Rot und so etwas wie „Erdgold“, also goldbraun, erscheinen demnächst auf der Farbpalette. Es kann also wieder mal mit Farben gespielt und experimentiert werden. Aber trotz dieser Neuheiten werden die klassischen Basislinien weiterhin Bestand haben. Diese Tatsache berücksichtigen wir bei der Farb- und Typberatung in den Kosmetik-Instituten selbstverständlich.

Weitere Informationen zum Bunde Deutscher Kosmetikerinnen im Internet unter:
www.bdk-kosmverb.de

Quelle: haut.de

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