Düfte und Parfüm
Duft – individuelle, geschlechtsspezifische und emotionale Auswahl
Ganz allgemein ist eine starke Zustimmung zum guten Duft feststellbar: Frauen gelten als intensive Duftverwenderinnen und mehr als die Hälfte verwendet parallel mehrere Düfte. Je nach Stimmung oder Anlass benutzen Frauen gern unterschiedliche Parfums. Die jüngeren Anwenderinnen sind experimentierfreudig und flexibel, sie bleiben einem bestimmten Duft nur für relativ kurze Zeit treu. Viele erwarten von einem Duft einen „Hauch” von Luxus und Prestige.
Auch bei Männern hat die Markentreue abgenommen. Zwar gibt es nach wie vor Verwender von nur ein bis zwei Marken, doch der Anteil derer, die mehrere Düfte parallel verwenden, ist gestiegen. Die Verwender von nur ein bis zwei Marken haben entweder „ihren einzig wahren“ Duft gefunden, oder sie fühlen sich von der Markenvielfalt überfordert. Im Durchschnitt hat der Anwender heute drei oder vier Düfte im Regal. Darunter haben die meisten einen Lieblingsduft, den sie schon seit langem verwenden. Jeder Zweite probiert aber gern auch mal einen neuen Duft aus. Man(n) will hin und wieder oder je nach Anlass abwechseln können, jedoch muss man die Markenvielfalt ja auch nicht übertreiben. Doch auch unter den Männern ist es heute keine Seltenheit mehr, ebenso wie viele Frauen fünf oder mehr Düfte parallel zu nutzen – den passenden Duft für die passende Gelegenheit. Mehr als ein Drittel der Duftanwender zeigt sich als Individualist und bevorzugt einen Duft, den nicht jeder hat.
Doch was ist eigentlich „guter Duft”? Leicht lässt sich eine grobe Klassifizierung positiver und negativer Gerüche vornehmen: Einhellig werden Blumen, Früchte, Kräuter und gelegentlich Babys, aber auch zubereitete Speisen und Genussmittel als gut riechende Beispiele akzeptiert. Nicht mehr frische oder Fäulnisprozessen unterworfene Gerüche, ausgehend z.B. von Schweiß, Krankheit, WCs oder Mülldeponien, gelten dagegen als übel. Trotz gleicher Sinneseinrichtungen werden Gerüche jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich aufgenommen. Fehlende allgemeine Geruchsstandards und die sprachlich kaum zu vermittelnden Geruchseindrücke führen zu höchst individueller und subjektiver Interpretation ein- und desselben Geruchs.
Eine wichtige Dimension in der Beurteilung von Gerüchen nahmen geschlechtsspezifische Komponenten ein, die zum Teil aus sozialgeschichtlichen Entwicklungen, wie der Rollentrennung von Mann und Frau und dem weiblichen Sprechverbot herrührten. Diese haben zum Teil bis heute Bedeutung, auch wenn sich inzwischen das Geschlechterverhalten von den tradierten Mustern deutlich entfernt hat. In einer Untersuchung zur Beurteilung von Riechen und Duft aus den 90er Jahren beispielsweise konnte klar zwischen den Einstellungen von Frauen über 30, junger Frauen von etwa 20 Jahren und jungen Männern unterschieden werden.
Für Frauen und Männer galten die „sprachlosen” Sinne Schmecken und Riechen als besonders weiblich; Sehen wurde eher Männern zugeordnet. Die beiden Geschlechter hatten traditionell unterschiedliche Handlungsspielräume. Frauen setzten ihre Sinne stark in Richtung häuslicher und emotionaler Bereiche ein, während sie bei Männern mehr auf die außerhäusliche und materielle Welt ausgerichtet waren.
In aktiver und passiver Form, beim Riechen und Gerochen werden, ist der Geruchssinn bei Frauen allgemein stärker trainiert als bei Männern. Wegen der hohen Empfindlichkeit als Fernsinn können Frauen so ohne körperliche Berührung auf mittlere bis nahe Distanz zwischen körperlich Bekömmlichem und Unbekömmlichem, zwischen emotional Anziehendem und Abstoßendem unterscheiden. Mittels Geruch nehmen Frauen ihre Umwelt wahr, üben Einfluss auf sie aus und kontrollieren sie, traditionell z.B. im Haushalt und bei der Reinlichkeitserziehung.
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